Ein Leben ohne Scheitern? Undenkbar!
Was fandest du lustig im Stück?
Vincent: Wie verheimlicht man am besten, dass etwas schiefgeht? In dem man dem Publikum ein Theater vorspielt, in dem alles seine Richtigkeit hat, jedoch alle daran scheitern. Das liebevolle Scheitern im britischen Humor macht diese Komödie besonders sehenswert und zum Totlachen.
Es passieren Unfälle auf der Bühne, die die Beteiligten dazu zwingen zu improvisieren. Neben den Schauspieler*innen der Truppe sind die Angestellten des Theaters die Hauptakteur*innen. Sie sind andauernd gezwungen einzuspringen, Dinge zu reparieren und lassen die Theatergänger erahnen, welche große Arbeit hinter den Kulissen vollzogen wird, so dass alle Abläufe stimmen.
Das macht dieses Stück so lustig, weil die Bühne noch vollkommen unfertig ist und die beiden Mitarbeiter*innen des Deutschen Theaters andauernd improvisieren müssen. Beispielsweise halten sie das Brett (den Kaminsims) so lange hoch, damit der bespielt werden kann. Es ist ein wahres Feuerwerk an Slapstickeinwürfen, an Wortwitzen, dass das Stück einem sehr kurzweilig vorkommt.
Franziska: Absolut – da stimme ich dir zu, Vincent! Das gesamte Stück war sehr kurzweilig und unterhaltsam. Besonders gefallen hat mir der regelrechte Zusammenbruch des Bühnenbildes. Alles war so perfekt getimed und die toll gespielt verpatzten Szenen haben für viele herzliche Lacher im Publikum gesorgt. Es gab so viel Liebe zum Detail – von herabsegelnden Bildern an der Wand, deren Tapete darunter verblichen war, bis hin zu einem funkelnden Verlobungsring einer bezaubernden Braut.
Juna: Sich aus dieser Achterbahnfahrt der Katastrophen einen Aspekt auszusuchen, der am lustigsten war, ist wahrlich eine Herausforderung. Das Stück begeistert von Anfang bis Ende und lässt einen kaum einen Moment ohne ein Schmunzeln auf seinem Platz zurück!
Was mir allerdings besondere Freude bereitet hat, waren die nonverbalen, panischen Konversationen zwischen den Schauspielenden, die mit großer Mühe versuchten, eine Lösung für das soeben aufgetauchte Problem zu finden – möglichst unbemerkt vom Publikum… dies aber vergeblich.
Eine besondere Szene, die euch im Gedächtnis blieb.
Vincent: Eine unter vielen besonderen Szenen im Stück war folgende: Arthur der Gärtner (Leonard Wilhelm), Perkins (Ronny Thalmeyer) der Butler, Annie (Stelle Maria Köb) und Thomas Colleymore (Paul Trempnau) müssen eine Szene fünfmal wiederholen, weil jedesmal der Einsatz verpasst wurde. Während dieser Szene müssen die Schauspieler*innen immer ein Glas Sherry (jetzt Spülmittel) trinken und spucken es immer wieder aus. Mit jedem Male trinken die Schauspieler*innen weniger, weil sie dieses schreckliche Mittel nicht mehr trinken wollen. Eine Szene wie viele andere, die die große Akribie und das besondere Timing der Schauspieler*innen zeigt.
Franziska: Die Szene war super! Das vermeintlich scheußliche Zeug flog über die ganze Bühne. Aber auch besonders lustig fand ich das Schauspiel von Christoph Türkay, der den Toten Lord Haversham spielte, und dabei auf seiner Chaiselong immer wieder blinzelte. Seine Mimik war großartig. Als die Bahre, auf der er für die Autopsie abtransportiert werden sollte, zusammenbrach, robbte er raupenartig mit dem Gesicht auf dem Boden über die Bühne aus seinem Schlafgemach. Zum Schreien!
Juna: Eine der Rollen im Stück sollte ein Hund belegen – der jedoch kurz vor Beginn des Stückes nicht mehr auffindbar war! Was nun? Leonard Wilhelm kam auch ohne Hund an der Leine auf die Bühne, tat allerdings so als wäre dieser für alle Anwesenden sichtbar und hauchte so einer einfachen Hundeleine mehr Leben ein als es eigentlich möglich sein sollte. Täuschend echt!
Welche Botschaft vermittelt das Stück?
Vincent: Das Stück vermittelt meiner Ansicht nach verschiedene Botschaften. Da wäre der Humor, den ich kurzzeitig aufnehme und der die Welt draußen ein Stückchen vergessen macht. The play that goes wrong schafft dies in besonderem Maße, durch die vielen Slapstickeinlagen und dem super Timing der Schauspieler*innen. Das ist, was das Theater für kurze Zeit schafft.
Der Aspekt des Scheiterns, der hier auf besonders englische Weise zelebriert wird, kann als Botschaft verstanden werden. Denn ein Leben ohne Scheitern gibt es nicht. Es ist vielmehr die Art, wie wir scheitern und uns wieder aufraffen. In diesem Stück erwächst aus dem Scheitern ein mehr oder minder großes Gemeinsamkeitsgefühl. Alle Gewerke im Theater, alle Schauspieler*innen arbeiten zusammen an einem Projekt.
Franziska: Auch wenn alles schief läuft – lächeln und weitermachen. The show must go on! Eine tolle Komödie von einem super Ensemble, die den britischen Humor herrlich zelebriert. Am liebsten hätte man selbst mitgespielt und bei den Proben sicher schallend mitgelacht!
Regisseurin Katharina Birch hat eine großartige Inszenierung geschaffen, in der man dem gesamten Ensemble die Spielfreude ansieht. Ein großer Spaß für alle Zuschauenden. Georg & Paul, die die Kostüme und die Bühne konzipiert haben, gilt neben den gesamten Werkstätten des DTs die besondere Aufmerksamkeit. Das Stück stellt auch dar, wie die einzelnen Zahnräder eines Theaters zusammenwirken.
Das Publikum dankte es den Schauspielern mit ausdauerndem und lautem Applaus. Eine schwerelose Sommerkomödie, die einen die Zeit vergessen lässt.
Juna: Dieses Stück handelt von einer Theatergruppe, die sich zusammengesetzt hat, um ein großartiges Kriminaltheaterstück auf die Beine zu stellen. Und trotz aller kleinen und großen Schwierigkeiten, halten sie zusammen bis zum Ende durch. Jeder greift mal jedem unter die Arme und hilft aus, wo er nur kann. Die Botschaft dahinter? Zusammenhalt! Und die Einstellung, alles was man anfängt auch zu Ende zu bringen. Vor allem wenn man Menschen an seiner Seite hat, die einem beistehen.
Und nicht zu vergessen: ,,Dieses Stück geht schief”, ist dazu gemacht, gute Laune und Unbeschwertheit im ganzen Saal zu verbreiten!