»Herzlich willkommen zu unserem Abend heute. Bombe! Ja, Bombe, genau. Mit Ausrufezeichen. Bombe! Bäm.« Als erstes tritt natürlich auf: Abdul Abbasi! Er ist auf YouTube mit German LifeStyle bekannt geworden, war regelmäßig zu Gast bei Extra3 und ist Mitautor des Buchs »Eingedeutscht. Die schräge Geschichte unserer Integration«. Doch kann und darf ein Syrer überhaupt im Theater auftreten? Kann das vielleicht nicht lieber jemand anders übernehmen? Was sagt die Behörde? Können Herr Kahn und Oliver beim Amt helfen? Wo kommt der Syrer überhaupt genau her und warum ist er in Deutschland? Wieso will er Zahnmedizin studieren und kein Asyl beantragen? Wie steht es mit seinen Deutschkenntnissen? Und was ist mit der Mitarbeiterin des BAMF, der Wohngemeinschaft und natürlich mit der Bombe mit Ausrufezeichen?
Abdul Abbasi und Philipp Löhle schicken in ihrem gemeinsam geschriebenen Stück vier Schauspieler*innen des Ensembles auf eine komische und erhellende Tour de Farce über die Lage der Willkommens-Nation in Sachen Integration inklusive syrische und deutsche Vorurteile.
Pressestimmen
So viel Spaß macht Integrieren »Geschickt wechselt Löhle zwischen Comedy-Sketchen, ulkig servierten Infoblöcken – etwa zur Unterscheidung von Sunniten und Schiiten – und reflexiver Einkehr, lässt also immer wieder auch nachdenklichere Töne zu … Das Hin und Her im offensiven Spiel mit Klischees zeichnet den Abend genauso aus wie der fröhlich-ironische Löhle-Ton, den das Ensemble sehr gut beherrscht. Die Inszenierung überschreitet allerdings nie die Schwelle zu einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit den angerissenen Themen. Die locker chronologisch an den Lebensstationen Abbasis aufgereihte Szenen-Revue führt hingegen Wokeness-befreit in unbehauene Humorzonen, in denen zugespitzte Widersprüche, kulturelle Unterschiede, unangenehme Wahrheiten und Absurditäten des Geflüchteten-Alltags nicht Angst oder wütend, sondern Spaß machen und sowohl auf viel offenere Publikumsohren treffen als das mit einem griesgrämigen Anklagewerk deutscher Migrationspolitik möglich wäre.«
Jens Fischer, taz.de 20.11.2022
100 Minuten mit Sprengkraft »Ein schlauer, intensiver Abend … Abdul Abbasi hat Humor … Ein Multitalent. Das aber auf Teamwork setzt. So hat ihm Philipp Löhle geholfen … er ist hier auch der Regisseur. Das funktioniert perfekt. Der Abend dauert genau 100 Minuten. Getragen von vier Schauspielern. Die Rollen werden fleißig gewechselt, das hat fast den Charakter einer Revue. Zum Schluss gibt es Applaus im Stehen. Auf den Punkt gebracht: Lohnt sich der Weg in die Theaterstraße? Ohne Frage: ja – das ist unterhaltsam, anregend, mitunter sogar anstrengend. Wir werden gefordert, gezwungen – zum Denken, zum persönlichen Statement. Viel Futter für Herz und Hirn.«
Andreas Günther, HNA 1.11.2022
Rasant, absurd, treffsicher »Flucht, Integration, Willkommenskultur und Fremdenhass: mit Witz, Zynismus und Überzeichnung will ›Bombe!‹ darüber erzählen und zum Nachdenken anregen. Ein Versprechen, das die gelungene Aufführung des Stückes von Abdul Abbasi und Philipp Löhle bei der Premiere am Sonnabend im Deutschen Theater einlöste ... Die gefundene Besetzung passt perfekt zu dieser schnellen, gut ausbalancierten Inszenierung. Florian Donath, Roman Majewski, Gaia Vogel und Jenny Weichert spielen in wechselnden Rollen in dieser Abfolge absurder, komischer und überzeichneter Szenen. Einer der vielen schönen Einfälle von Löhle und Henrike Engel (Bühne und Kostüm) ist etwa ein übergroßer Bundesadler, in dem eine Kamera und zum Publikum der entsprechende Bildschirm untergebracht sind. Hinter diesem Adler sitzen die Schauspieler immer mal wieder, in manchen Szenen zu zweit, zu dritt, schauen in die Kamera, manchmal kriechen sie geradezu hinein … Grandios auch der Moment, wenn Florian Donath erklärt, warum Deutsche bestimmte Vokale an bestimmten Stellen im Wort nur schwer sprechen können, er drei Arten Libyen auszusprechen auseinandernimmt. Ein sprachwissenschaftlicher Diskurs in rasantem Tempo. Ebenso mitreißend: Gaia Vogel, die atemberaubend schnell übers Asylrecht spricht, Jenny Weichert, die das Publikum zu Fällen und Zeiten im Deutschen befragt und bittet, einen Satz mit dem Dativ zu bilden, oder Majewski als geifernder, sich verhaspelnder nationalgesinnter Deutscher … Das Publikum im gut gefüllten Deutschen Theater feiert die Aufführung mit lauten Bravorufen und Standing Ovations.« Christiane Böhm, Göttinger Tageblatt-online 30.10.2022