Susanne Frieling, geboren und aufgewachsen im Allgäu, studierte Theaterwissenschaft und Soziologie an der LMU München sowie Theaterpädagogik an der hmt Rostock. Während ihres Studiums war sie Teil des Performancekollektivs Maria Gyrlzs sowie des Theaterkollektivs Stiller. Das theatrale Zuhause der jungen Regisseurin sind Stückentwicklungen. Hierbei bedient sie sich gerne bekannter Literaturvorlagen, die sie neu kontextualisiert, collagiert und in zeitgenössische Zusammenhänge setzt. Die Stückentwicklung »Baby don’t hurt me«, welche auf Nabokovs Roman »Lolita« basiert, wurde 2022 zum 39. Heidelberger Stückemarkt eingeladen. In Kooperation mit dem Theater Hora durfte ihre Inszenierung »Karl!« im September 2022 die Spielzeit am Theater Konstanz eröffnen. Weitere Arbeiten sind und waren am Schauspiel Frankfurt, Theater Baden-Baden, Theaterhaus Jena sowie Staatstheater Wiesbaden zu sehen. Mit dem Stück »Im Namen des Volkes« stellt sie sich nun dem Publikum in Göttingen vor.
Voller Anmut zeigt sich Justitia, die römische Göttin der Gerechtigkeit und Patronin unseres Rechtssystems, mit Schwert, Füllhorn, Waage und Augenbinde. Letztere symbolisiert, dass Justitia stets ohne Ansehen der Person gerecht urteilt. Doch jüngste Vorfälle, wie beispielsweise in der JVA Augsburg-Gablingen, stellen die Frage, ob dieses Symbol mittlerweile auch ein System des Nicht-hinsehen-Wollens repräsentiert. Denn unlängst berichteten immer wieder Insassen im deutschen Strafvollzug von: Folterpraktiken, Unterbringung in fensterlosen Zellen ohne sanitäre Anlagen, Schlägen, Tritten und Nahrungsentzug. Die Vorwürfe sind gravierend, doch wenige der Berichte gelangen an die Öffentlichkeit. Indes werfen sie Fragen auf – was passiert denn eigentlich wirklich im deutschen Strafvollzug? Was bleibt verborgen und warum? Und vor allem: Geschieht dies alles wirklich im Namen des Volkes? Diese recherchebasierte Stückentwicklung der jungen Regisseurin Susanne Frieling setzt sich mit dem Konzept des Strafvollzugs als gesellschaftliches Machtinstrument auseinander. Hierbei geht es nicht nur um die Strafe als individuelle Maßnahme für begangene Vergehen, sondern auch um die Strukturen und Mechanismen des Strafvollzugs, die tief in die Gesellschaft eingreifen und so ihre eigene Ordnung und Moral behaupten.