Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute

Jens Raschke | 10+
dt.2
Premiere 02. Oktober 2021
Dauer 75 Minuten
Ab 10+ Jahren
Regie
Katharina Ramser

Musikalische Leitung
Michael Frei

Dramaturgie
Matthias Heid

»Stellt euch einen Zoo vor. Einen Zoo vor vielen Jahren. Einen Schwarzweißfotozoo.« Warum? Weil die Geschichte in einem Zoo vor etwa 80 Jahren spielt. Es gibt dort Menschenaffen, Murmeltiere, Trauerschwäne, Mufflons und Eichhörnchen, die in guter Nachbarschaft leben und gespannt sind auf den neuen Bären. Der alte war gestorben und nun müssen sie sehen, ob der neue taugt und ob er gefährlich werden könnte. Denn Neugier und Nachfragen sind bei den Aufseher*innen nicht gern gesehen. Auch mit dem Humor ist es bei denen so eine Sache. Und schon gar nicht darf man danach fragen, was mit den gestreiften klapprig wirkenden Zebrawesen auf der anderen Seite des Zauns ist, warum es so eigenartig riecht und wohin die Vögel verschwunden sind. Warum? Weil der Zaun, über den das Nashorn sah, den Zoo vor etwa 80 Jahren von einem Konzentrationslager trennt. Doch der neue Bär ist neugierig und möchte, dass man hinsieht und sich kümmert. Unter den anderen herrschen aus Erfahrung Angst und Vorsicht, sie gucken lieber weg und spielen mit, weil sie um ihr Leben fürchten. Und es stellt sich die Frage: Wie soll man leben? Was muss man tun?

Jens Raschke lässt die jungen Zuschauer*innen zusammen mit ihm auf die Gräuel der NS-Zeit schauen und bedient sich dabei des real existiert habenden Zoos neben dem KZ Buchenwald. Dabei nimmt er eine kindliche Perspektive ein und erzählt einfühlsam, erforschend und mit einer feinen Prise Kinderhumor. Er ermöglicht somit dem jungen Publikum eine Annährung an eine Zeit der deutschen Geschichte, der wir gedenken müssen, um sie nicht wieder aufleben zu lassen. Das Thema, der Stil und die kindgerechte Herangehensweise von »Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute« brachten dem 2014 geschriebenen Stück den Deutschen Kindertheaterpreis und den Niederländisch-Deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreis Kaas & Kappes.

Zum Autor Jens Raschke
Jens Raschke wurde 1970 geboren und studierte Skandinavistik und Geschichtswissenschaften in Frankfurt/Main und Kiel, bevor er als Dramaturg am Theater Kiel zu arbeiten begann. Seither ist er nicht nur als Dramaturg, sondern auch als Regisseur und Autor tätig.
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Pressestimmen

Das Herz zersprang in einer Winternacht »Ein traurig schönes Theaterwunder auf der dt.2 Bühne.«
Tina Fibiger, Kulturbüro Göttingen 14.10.2021

Premiere mit Lachern und Tränen »Mit einer unfassbaren Leichtigkeit stellen die Schauspieler die Tiere des Zoos vor … Im Verlauf der 75 Minuten ist immer wieder Raum für Lacher … Aber stille Tränen fließen auch über die Gesichter der Zuschauer. Das Klamaukige und Schöne steht den expliziten Darstellungen von Gewalt gegenüber … Als die Schauspieler sich ihren Applaus abholen, brandet dieser auf, immer wieder ... Man will die Beteiligten dieser Produktion in aller Form würdigen für eine unfassbare Leistung in allen Facetten … Dieser Abend wird nachwirken – das steht fest. So sehr, wie die Geschichte es tun sollte.«
Lea Lang, Göttinger Tageblatt 4.10.2021

Vom Wegschauen und Hinsehen »Angelika Fornell und Rebecca Klingenberg leisten Großartiges, während sie immer wieder in die Rollen verschiedener Tiere schlüpfen und sich dabei Mimik und Gestik völlig wandelt. Und Roman Majewski als kleiner Bär ist so wunderbar melancholisch, dass es einem richtig ans Herz geht. Nicht zuletzt ist es bewundernswert, wie das eigentlich sehr ernste Thema von Katharina Ramser inszeniert worden ist (Regie), mit welcher Sensibilität sie erreicht, dass Ernsthaftigkeit und Humor quasi Hand in Hand das Publikum unterhalten und ganz gewiss nicht nur junge Zuschauer*innen anspricht. Alles in allem war es ein sehr stimmungsvoller Theaterbesuch, der uns aber gleichzeitig mit vielen Gedanken nach Hause schickt, über die zahlreichen Allegorien mit denen der Autor Jens Raschke das Wegschauen und Hinsehen, das Denken und Handeln während der NS-Zeit auf eine sehr einfühlsame Art erzählerisch entflechtet und erkennbar macht.«
Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritikerclub 24.10.2021

Bildergalerie