Theater einBLICK

02.10.2024

Eine Inszenierung, die unter die Haut geht

Ingrid Rosine Floerke hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Premiere »Törless« besucht.
Törless
Zum Stück

Nach dem Besuch der Premiere des »Törless« im DT Göttingen, kam der Gedanke, dass im Spielplan das Stück mit einer Trigger-Warnung versehen werden sollte. Das beschreibt schon wie intensiv berührend die Inszenierung von Janis Knorr ist.
Die gänzlich dunkel, fast mystisch anmutende Bühnenausstattung sowie düsteren Kostüme und Maske (Birgit Leitzinger, Ariella Karatolou) der vier Darstellenden (Lou von Gündell, Stella Maria Köb, Daniel Mühe und Leonard Wilhelm) lassen gleich zu Beginn ahnen, dass es kein Abend mit kunterbunter Unterhaltung wird. Dazu trägt die lautstarke Musik mit schrillen Tönen bei, die Zuschauenden auf eine »harte Dröhnung« einzustimmen.
Mit dem von Raum und Zeit losgelöstem Bühnenbild und den optisch gleich gekleideten Protagonisten wird im Laufe der Vorstellung deutlich, dass Machtgewinn, Machtspiele, Machterhalt und Machtmissbrauch zu jeder Zeit in jeder gesellschaftlichen Form stattfinden können und stattfinden. Das ist ungeheuer erschreckend.
Die junge Generation des Deutschen Theaters füllt auf der sich ständig bewegenden Bühne die Darbietung mit beeindruckender Energie und beneidenswerter Sicherheit aus. Dabei fügt sich Lou von Gündell als Neuzugang in dieser Spielzeit nahtlos ein und komplettiert damit das sehr talentierte Quartett. Um die erfolgreiche Zukunft des Ensembles brauchen wir uns jedenfalls keine Sorgen zu bereiten.
Insgesamt ist diese Inszenierung, gerade aufgrund der wuchtigen Heftigkeit ihrer Botschaft, bewundernswert gut gelungen. Die zwischendurch eingestreuten humoristischen Elemente lassen das Publikum schmunzeln und helfen ihm dabei, nicht vollkommen verzweifelt das Theater zu verlassen.