Der Schiffbruch der Zwillinge Viola und Sebastian ist Auslöser für ein seltsames Verwirrspiel: Viola strandet im unbekannten Illyrien und hält den Bruder für ertrunken. Auf sich gestellt, beschließt sie, als Bote für den Grafen Orsino zu arbeiten, schlüpft dazu in Männerkleidung und nennt sich fortan Cesario. In dieser Rolle übermittelt sie die Liebesbriefe des Grafen an dessen verehrte Olivia. Dies stellt sich als vergebliche Liebesmüh heraus, denn sie trauert eigentlich um ihren verstorbenen Bruder. Als der junge Bote mit den herzoglichen Liebesbotschaften auftaucht, kann Olivia aber dennoch ihr Herz für den Neuankömmling erweichen. Doch auch sie stößt nicht auf gegenseitiges Interesse – Viola, immer noch als Cesario in Männerkleidung, entwickelt Gefallen an dem Grafen Orsino. Die Gefühlslage der weiteren Personen am illyrischen Hofe ist nicht minder vertrackt. Der Ritter Andreas Bleichenwang und Olivias Onkel Tobias Rülps feiern wilde Gelage oder blamieren den Verwalter Malvolio mit gefälschten Liebeserklärungen. Shakespeare lässt in seiner Verwechslungskomödie die hormonelle Gemengelage kunstvoll explodieren. Jeder scheint verliebt zu sein und alle sind getrieben von ihren tiefsten Sehnsüchten. Neben einer unschlagbaren Komik stellt das Stück an seine Figuren somit existenzielle Fragen nach Identität, Sexualität, Irrsinn und Gewalt.
Pressestimmen
»Insgesamt ist ›Was ihr wollt‹ eine Inszenierung, die das Publikum 3 Stunden lang unterhält und gleichzeitig Anlass gibt über aktuelle Fragestellungen zu diskutieren … Ein mutiges Stück, das mit Bildern glänzt und zeigt Theater kann mehr als der ein oder andere Streamingdienst.« <br />
https://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/podcast3048.html
Frederik Schulz-Greve, NDR 15.10.2019
Eine komödiantische Grenzwanderung »Poesie und Proll, schräg, schrill und derb, aber nachdenklich und verträumt, zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Inszenierung von Moritz Beichl. Wer Gefallen am ›Dinner for one‹ findet, dem dürfte ›Was ihr wollt‹ im Deutschen Theater Göttingen durchaus gefallen. Für alle anderen hat die Aufführung auch noch eine ganze Reihe von zärtlichen und lyrischen Momenten.«
Thomas Kügler, Harzkurier 5.11.2019
Die Lust am Deftigen »Drei Stunden lang pralles, schräges Theater … Die Premiere am Sonnabend war ein voller Erfolg … Rüpeleien sind bei Gabriel von Berlepsch und Daniel Mühe in allerbesten Händen. Berlepsch lallt virtuos, kann dabei seiner Stimme noch feinste Nuancen entlocken, Mühe ist unglaublich schwer von Kapee. Manchmal hellt sich sein Gesicht auf, weil er scheinbar etwas verstanden hat – um im nächsten Satz klarzustellen, dass das überhaupt nicht der Fall war. Das sind wahrlich kostbare Momente. Was die beiden an körperlichem Einsatz leisten, ist bewundernswert – allein wie Gabriel von Berlepsch schräg steht, schwankt, fällt und wieder die Senkrechte findet, macht ihm so schnell niemand nach … Ein Kabinettstück ist der Kanon »Halts Maul, du Sau«, der einmal quer durch die Popmusik jagt – bis hin zu einer gelungenen Michael-Jackson-Parodie … Gaby Dey brilliert in ihrer kleinen, aber feinen Narrenrolle mit Witz, Weisheit und leisen Zwischentönen … Beim Premierenpublikum überwog eindeutig die Freude am witzig wirbelnden Spiel, die sich in lang anhaltendem Applaus artikulierte, untermischt mit Bravorufen und Trampeln.«
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 14.10.2019
Verwirrspiel um Liebe und Identität »Die originellen Kostüme (Astrid Klein) zaubern viele wunderbare Bilder auf die Bühne … Die aberwitzigsten Szenen des Bühnenstücks gehören ins Umfeld des von Gabirel von Berlepsch hervorragend gespielten, abgewrackten Sir Toby Rülps. Mit rot umrandeten Augen, gebeugten Schultern hat der Adlige das Dämonische von Klaus Kinski … Viele Vorhänge, Fußtrampeln.«
Gesa Esterer, HNA 14.10.2019
Der schmale Grat zwischen Komödie und Klamauk »Die Stimmung im Publikum am Premierenabend war auf jeden Fall ein Zeugnis dafür, dass die Erwartungen in ihrer Gesamtheit voll erfüllt worden sind. Dem Ensemble gelang es mit ihrem übersprudelnden Einsatz die Zuschauer geradezu in ein Gelächterrausch zu spielen … Natürlich soll das nicht den ohne Zweifel harmonischen Auftritt von Gabriel von Berlepsch und Daniel Mühe schmälern. Man spürt mit welcher Vertrautheit und Freude sie als Sir Toby und Sir Andrew (alias Golden Boys Do Cry) im wörtlichen Sinne zusammenspielen, während Felicitas Madl mit ihrer Darstellung der Maria als Dritte im Bunde das Trio Infernal in der sich zuspitzenden Verwechslungskomödie komplettiert. Hier fügt sich auch das intelligente Bühnenbild (Dirk Becker) wunderbar ein, das mit einfachen Mitteln fantasievolle Bilder für das Publikum produziert.«
Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritikerclub 12.10.2019