Woyzeck

Nach dem Stück von Georg Büchner
dt.1
Premiere 07. Dezember 2019
Dauer 100 Minuten
Song und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan | Konzept von Robert Wilson; Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens | Die Band ›Bloody Blades‹ spielen unter Michael Freis musikalischer Leitung | Zum Autor Georg Büchner | Am 17. Oktober 1813 in der Nähe von Darmstadt geboren gilt Georg Büchner als Begründer des literarischen Expressionismus. Schon während seines naturwissenschaftlichen Studiums politisierte er sich und musste als Verfasser einer revolutionären Flugschrift 1835 nach Straßburg fliehen. Seine revolutionären Tendenzen finden sich ebenfalls in seinem Dramendebüt »Dantons Tod« wieder, welches im selben Jahr erschien. »Woyzeck« blieb ein Fragment, nachdem Büchner bereits 1837 an den Folgen einer Typhuserkrankung starb und wurde erst im Jahre 1913 uraufgeführt.
Als Soldat gehört Woyzeck zum unteren Ende der Gesellschaft. Gehorsam verrichtet er alle Gelegenheitsarbeiten, die ihm sein Hauptmann aufträgt und lässt die Experimente des Doktors über sich ergehen. Verliebt in Marie kämpft er um eine Existenz und sorgt sich um das gemeinsame uneheliche Kind. Die Erschöpfung durch das rastlose Arbeiten schlägt sich jedoch bald nieder und Woyzeck scheint der Verstand zu entschwinden. Als der Tambourmajor und Marie sich nahekommen, begeht Woyzeck schließlich eine verhängnisvolle Tat. Georg Büchners Dramenfragment aus dem Jahr 1836 beruht nicht nur auf historischen Vorbildern, sondern beschreibt die prekäre Lebenswelt einer Unterschicht, die vom guten Willen der Bessergestellten abhängig gemacht wurde. Büchner zeichnet aber auch zutiefst menschliche Figuren, die an sich selbst scheitern. Obsession und Wahnsinn, Leben und Tod flirren in den Dialogen kunstvoll mit. Wie viel Moral kann sich der Mittellose leisten? Dem amerikanischen Musiker Tom Waits gelang eine furiose Vertonung des Sozialdramas. Sein Soundtrack lässt tief in das Innenleben der Figuren blicken, aggressive Rhythmik und romantische Melodien spiegeln das menschliche Leid von Büchners Figuren wider.

Woyzeck

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Pressestimmen

Woyzeck – Deutsches Theater Göttingen »Die prägnanteste Szene ist gleich am Anfang. Wie in einer Zirkusnummer muss Woyzeck (beängstigend authentisch im Feinripp-Unterhemd: Volker Muthmann) Kunststücke machen … In weiteren Rollen tragen zu dieser Ensembleleistung Marina Lara Poltmann als zerbrechliche Marie, Gaia Vogel als Karl und Andreas Jeßing als Doktor bei sowie die Statisterie … Die Band ›Bloody Blades‹ spielt unter der musikalischen Leitung von Michael Frei gewohnt frisch und vielfältig. Die Gesangsleistungen sind – wie so oft in Göttingen – erfreulich gut für ein Schauspielensemble. ›Woyzeck‹ ist kein Theaterabend zum puren Genießen … Irgendwie ist es eine fremde Welt. Doch man ahnt: Wir könnten irgendwie alle in sie hineingeraten.«
Marcus C. Leitschuh, Das Musicalmagazin 2.2020

Niedergeschmetterte Noten »›Misery is the river of the world‹, wird nach dem Beifall des Publikums noch einmal gesungen. Das ist eine ebenso deprimierende wie wenig überraschende Feststellung. Doch dieser Göttinger Inszenierung gelingt es, vorzuführen, wie wenig Gedanken viele sich um die Niedriglöhner*innen machen, die hinter ihnen herputzen, ihre Pakete einpacken und ausliefern und sich generell aufreiben, um gerade einmal am Existenzminimum zu kratzen, ohne noch ein Leben neben der Arbeit zu haben.« <br /> http://www.litlog.de/niedergeschmetterte-noten/
Simon Gottwald, litlog.de 17.12.2019

Misery is the river of the world »Das Stück beginnt laut und schrill und provokant: drei Merkmale, die sich während der gesamten Aufführung wiederholen … Die Band ›Bloody Blades‹ wird dauernd in die Szenerie mit einbezogen – unter anderem durch verschiedenste Kostüme – und leistet dabei Großartiges … Insgesamt eine gelungene Aufführung, die zum Nachdenken anregt und das moderne Theater auf ein ganz neues Niveau anhebt!«
Lena Sofia Schraml, Scharfer Blick/Kritikerclub 12.12.2019

Schriller Bilder- und Musikreigen kombiniert Woyzeck mit Tom Waits »Mit der Adaption von Georg Büchners ›Woyzeck‹ durch Robert Wilson und Tom Waits verschmolz das Dramenfragment mit einer Musikrevue, deren schrille Inszenierung von den Premierengästen mit anhaltendem Applaus und vereinzelten Bravo-Rufen goutiert wurde … Die Inszenierung ist Psycho-Spektakel und Multimedia-Freakshow mit hohem Unterhaltungswert, Rocky-Horror mit existenziellem Tiefgang, Panoptikum und Pandämonium. Das gesamte Ensemble ist mit erschreckend intensiver Expressivität, vollem Stimm- und Körpereinsatz bei der Sache … Beeindruckend spielt die sechsköpfige Band unter Leitung von Michael Frei den Seelen-Soundtrack.«
Kuno Mahnkopf, Göttinger Tageblatt 9.12.2019

Mehr ist Mehr »Dass das Deutsche Theater Göttingen sich nicht vor gesellschaftskritischen Themen scheut ist mittlerweile fast als Aushängeschild des Hauses zu beschreiben. So soll mit ›Woyzeck‹ das auch im 21. Jahrhundert brisante Thema der gesellschaftlich ›Abgehängten‹ beleuchtet werden … Mit der Hausregisseurin Antje Thoms wurde in der Umsetzung des Stoffes das Motto ›mehr ist mehr‹ zum Leitmotiv erkoren. So erlebt das Publikum, von der ersten Minute der Vorstellung an, ein schrilles, buntes, bewegungsreiches, wechselhaftes Potpourri. Ute Radler (Bühne) und Mascha Schubert (Kostüme) haben hier großartige Arbeit geleistet, die unzähligen Bilder der Regie umzusetzen … Einen konstanten Rahmen der Aufführung spürt man mit der Musik, die mit einer Abwechslung von starken, fast aggressiven Tönen und ruhigen, rührenden Melodien dem Zuschauer zur rechten Zeit Luft holen lässt. Ein großes Glück erfährt das Göttinger Publikum mit der Besetzung der Hauptfigur des Woyzeck durch Volker Muthmann. Mit einer Natürlichkeit in seiner Ausdrucksform macht er es einem sehr leicht die Figur des Getriebenen zu erkennen, während die meisten anderen Protagonisten bewusst überzeichnet präsentiert werden. Die Idee etwa den Hauptmann als abgehalfterten Bandmanager (Marco Matthes) mit Bodyguards oder Margreth (Andrea Strube) als schillernde Kunstfigur einer Entertainerin umzudeuten ist charakteristisch für die kreative Arbeitsweise von Antje Thoms und beschert einem ohne Zweifel einen kurzweiligen Abend.«
Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritikerclub 8.12.2019

Woyzeck »Das Ensemble zeigt sich darstellerisch wie gewohnt von einer positiven Seite: Alma Nossek überzeugt als Maries Kind … Andreas Jeßing gibt den Doktor mit angemessener Verschlagenheit, Andrea Strube hat als Margreth eine hohe Bühnenpräsenz. Christoph Türkay ist ein überzeugender Gorilla … Gaia Vogel brilliert als Karl und ist in dieser Rolle kaum wiederzuerkennen. Marco Matthes verkörpert den Cowboy-Haudrauf glaubhaft, Marina Lara Poltmann ist eine angemessen emotionale Marie. Volker Muthmann hat als Woyzeck ordentlich einzustecken, ihm gebührt in dieser Aufführung die größte Anerkennung. Die Band macht ihre Sache durch die gesamte Vorstellung hindurch prima.«
Marcel Lorenz, unddasleben.wordpress, 8.12.2019

Der Schmerz lässt nicht nach – so wenig wie die Bösartigkeiten »Schrill und bizarr variieren nicht nur die Masken der Schauspieler, wenn sie die Bösartigkeiten ihrer Figuren in die schaurige Groteske treiben. Auch die Musiker erinnern mitunter an Gestalten einer Horrorshow, die mit Totenschädeln und schaurigen Masken auftreten, wenn sie die Bühne mit den aufrührenden Songs von Tom Waits fluten, die Woyzecks Drama mit so viel Schmerz und Wut, Melancholie und Trauer leidenschaftlich aufladen.<br /> Leidenschaftlich aufgeladen, wild und exzessiv ist auch die Stimmung in diesem musikalisch-szenischen Showroom, den Regisseurin Anje Thoms mit ihrem Ensemble in ein finsteres Panoptikum verwandelt. In den schrillen Bildern und der frechen Performance lauern all die Bestialitäten, die bereits Büchner in seiner dramatischen Anamnese eines Ständestaates und seiner Willkürherrschaft vernahm.« <br /> https://www.kulturbuero-goettingen.de/rezensionen/8765-der-schmerz-laesst-nicht-nach
Tina Fibiger, Kulturbüro Göttingen 13.12.2019

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